Lohnt sich ein professioneller Sprecher?

Warum es sich lohnt Geld auszugeben für etwas, was ja sowieso jeder selber machen kann.

Einer der am meisten diskutierten Punkte bei der Planung eines Erklärvideos ist die Frage nach dem gesprochenen Text. Immer wieder sind Auftraggeber der Meinung, daß man das Geld für einen Sprecher oder eine Sprecherin sparen könne, weil man den Text ja selber sprechen kann, oder jemanden kennt, der eine schöne Stimme hat. Tatsache ist, daß wir alle sprechen können, daher liegt es nahe, den Text selber zu sprechen.

Aber ist das wirklich die bessere Lösung?

Ja, ist es. Ich bin felsenfest davon überzeugt, daß ein professioneller Sprecher nicht nur gut, sondern die einzig sinnvolle Lösung ist – und das möchte ich hier kurz erklären.

Professionelle Sprecher und Sprecherinnen – Vorteile

• Sie haben fast immer eine stimmbildende Ausbildung, manche im Rahmen einer Schauspiel- oder Gesangsausbildung, andere haben die Ausbildung zum Synchronsprecher durchlaufen. In jedem Fall sind sie durch diese Ausbildung in der Lage, gewünschte Tonlagen auf den Punkt genau zu treffen. Sie haben eine facettenreiche Stimme und nutzen sie wie ein Instrument oder Werkzeug und können daher Stimmungen und Betonungen präzise artikulieren. Sie können sachlich, vertrauensvoll, euphorisch oder traurig klingen – und zwar auf Abruf! Ein ungeübter Sprecher hört sich im Vergleich dazu monoton und ausdruckslos an.

• Aufgrund ihrer Ausbildung und Erfahrung sprechen Profis klar und deutlich. Ungeübte hingegen nuscheln immer ein wenig und das Zuhören wird so eindeutig anstrengender.

• Ebenso verhält es sich mit dem Dialekt. Profis können ihn auf Knopfdruck eliminieren oder bewusst hervorheben und ihn authentisch sprechen – wer sonst kann das von sich behaupten?

• Ausgebildete Sprecher machen sich Gedanken über Betonung, Sprechtempo und Sprachmelodie und können dies aktiv umsetzen. Daher können sie lebendig und mit der passenden Betonung einsprechen.

• Profis haben immer ein professionelles Equipment: im eigenen Tonstudio können sie ohne Störgeräusche aufnehmen. Viele dieser Störgeräusche nehmen nicht ausgebildete Sprecher noch nicht einmal wahr: den immer vorhandenen Raumhall, das sanfte Rauschen des Computerlüfters, leise Straßengeräusche oder Vogelgezwitscher im Hintergrund.

• Die Profi-Mikrofone sind entkoppelt aufgehängt, um Eigenschwingungen der Mikros oder Reibe- und Kontaktgeräusche der haltenden Hand zu vermeiden und an den Wänden hängen schallschluckende Platten um den Hall zu unterbinden.

• Im Nachgang wird die Aufnahme mit spezieller Software noch optimiert. Eine einfache Nachbearbeitung ist oft im Preis schon drin, und wird nicht extra berechnet. Meistens reicht auch eine einfache Bearbeitung des Audiotracks mit dem Kompressor, der sie Stimme voller klingen lässt, und dem Limiter, der bestimmte Frequenzen aus der Stimme entfernt. (Dann gibt es noch den Deesser, der die die S-Laute besser klingen lässt, den Dehummer, Denoiser, Phaser, Equalizer und und und…aber das sind eher die Werkzeuge für die Tonmischung)

• Außerdem wird bei Bedarf der Audiotrack „entatmet“: die Atemgeräusche beim Luftholen werden entfernt.

• Ein nicht ausgebildeter Sprecher spricht im Wesentlichen so, wie er eben spricht. Bei professionellen Sprechern und Sprecherinnen können wir wählen: männliche oder weibliche Stimme, die Klangfarbe der Stimme, Alter und natürlich auch die Sprache können so ganz individuell und passend zum Projekt bestimmt werden, denn nur mit einer erfahrenen Stimme entstehen bei den Betrachtern die richtigen Emotionen und die richtigen Bilder im Kopf.

Audiobearbeitung ist komplex. Hier ein Screenshot aus Adobe Premiere

Honorargestaltung

Das Honorar eines Profi-Sprechers hängt von mehreren Faktoren ab:

• Textlänge (oft werden die Kosten pro Wort berechnet, z.B. pro Wort zwischen 1 - 5 Euro, je nach Sprecher/In)

•  Erfahrung

• Equipment

• Welche Rechte werden benötigt (kommerziell, TV, Kino, Online…)

• In welchem Geltungsbereich (national, international)

Wo findet man gute Sprecherinnen und Sprecher?

Gute und passende Sprecher findet man entweder durch Recherche im Internet, denn viele Sprecher haben ihre eigenen Webseiten, wo sie umfangreiche Hörproben zur Verfügung stellen. Oder man wendet sich an eine auf Sprecherinnen und Sprecher spezialisierte Agentur, die die Suche nach der passenden Stimme übernimmt und Vorschläge aus ihrem Sprecherpool unterbreitet. Für mich ist es selbstverständlich, daß ich meinen Kunden konstruktive Vorschläge mache - mit Hörproben.

Fazit:

Nichts wirkt sich unangenehmer aus und nichts wird in einem Video weniger toleriert, als mangelnde Audioqualität. Wir kennen das inzwischen alle von Videokonferenzen: auf das Bild kann man verzichten, aber nicht auf den Ton. Mit dem Voiceover in einem Video ist es genauso: schlechte Videoqualität nervt, aber schlechtes Audio macht das Video unbrauchbar.

Der gute Eindruck eines professionellen Voiceovers überträgt sich auf das ganze Video. Daher ist es für mich überhaupt keine Frage, ob Texte selber eingesprochen werden können, oder professionell produziert werden sollten. An einem professionellen Sprecher oder einer Sprecherin führt kein Weg vorbei.

Was bringt das Storyboard - für Auftraggeber?

Immer wieder erlebe ich es, daß Auftraggeber für ein Storyboard kein Geld ausgeben möchten. Das ist verständlich, denn das Erstellen eines Storyboards nimmt durchaus eine Menge Zeit in Anspruch. Aber dabei geht es eben nicht nur darum, den szenischen Ablauf festzulegen, (das alleine wäre schon ein wichtiger Grund, der für ein Storyboard spricht), sondern auch darum alle anderen Elemente wie Geräusche, Musik, Szenenübergänge usw. festzulegen.

Das Storyboard ist auch ein experimenteller Raum, in dem probiert und geändert werden kann, denn Änderungen sind hier schnell und kostengünstig gemacht, wogegen Änderungen an der fertigen Animation aufwändig sind und ungleich mehr kosten. Der Entstehungsprozess ist für Auftraggeber die eine großartige Gelegenheit, eigene Ideen einzubringen, Fragen zu stellen, Bedenken zu äußern, zu korrigieren und zu ändern.